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    <title>Zukunft Stadt Labor</title>
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            <h1 style="width:100%;"><span style="text-align:left;"><a href="../index.html">&bullet;</a></span>
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                <span style="text-align:right; font-size: 0.7em; float:right;margin-top: 0.3em; margin-right:1em;"
                    class="Ch_header">4 NACHHALTIG IM QUARTIER</span>
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            <!-- <div class="chapter">
                <h3>1 BETEILIGENDE GESTALTUNG</h3>
            </div> -->
            <div class="row">
                <!-- <div class="col-sm-1 p-1" style="height:0px;padding-top:0px !important;padding-bottom:0px !important;">
                </div> -->
                <div class="col-sm-6 p-6 ">
                    <h5>3D-Simulation urbaner Energiesysteme</h5>
                    <p>Eric Duminil</p>
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                    <p>Moderne Energiesysteme machen die effiziente Nutzung von Ressourcen möglich. Diese Systeme können
                        sowohl in Neubauten als auch Bestandsgebäude integriert werden. Es gibt heute eine Reihe von
                        Förderprogrammen, beispielsweise der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder des Bundesamts
                        für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die Hausbesitzer:innen bei Maßnahmen wie der
                        energetischen Sanierung der Gebäudehülle, dem Einbau neuer Heiztechnik oder der Nutzung von
                        Solarthermie unterstützen. Während eine erste Einschätzung der zu ergreifenden Maßnahmen auf
                        Gebäudeebene noch ohne detaillierte Objektuntersuchung möglich ist, ist dies auf Quartiersebene
                        aufgrund unterschiedlicher Bebauungsstrukturen, Baujahre, Bauweisen und Nutzungsarten kaum
                        möglich. Der hohe »Unikat-Charakter« von Quartieren, insbesondere in verdichteten städtischen
                        Bestandsquartieren, erschwert zudem die Übertragbarkeit andernorts erfolgreicher Konzepte
                        (Balbach u. a. 2021).</p>
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                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <p>&bullet; CASE STUDY NORDBAHNHOF</p>
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                    <p>Für das Nordbahnhof- und Rosensteinviertel sollte das Energieeinsparpotenzial und die
                        bestmögliche Integration von Solarenergie mithilfe von 3D-Simulation ermittelt werden. Ziel war,
                        ein 3D-Stadtmodell für detaillierte Simulationen zu verwenden, um den Ausbau der
                        Energieeffizienz im Zuge der Energiewende technisch zu vereinfachen. 3D-Modelle können z.B. im
                        CityGML-Format gespeichert werden (HFT Stuttgart 2021a). Hierzu wurde für das Beispiel des
                        bestehenden Nordbahnhofviertels und des neu entstehenden Rosensteinviertels ein 3D-Stadtmodell
                        erstellt und mit dem Simulationsprogramm SimStadt analysiert (HFT Stuttgart 2021b). Diese beiden
                        Viertel wurden für die Untersuchung ausgewählt, da sie exemplarisch die Mischung zwischen
                        Bestands- und Neubauquartieren darstellten. Gleichzeitig war das Untersuchungsgebiet groß genug,
                        sodass eine Automatisierung der Datenerhebung und der Simulation den Prozess im Vergleich zu
                        einer manuellen Bearbeitung deutlich beschleunigte. Das hier angewandte Verfahren kann auch auf
                        größere Stadtgebiete übertragen werden. Das Nordbahnhofviertel (Bestandsquartier) ist historisch
                        durch Backsteingebäude geprägt, die Bewohner:innenstruktur durch ehemalige Bahnmitarbeitende und
                        seit den 50er-Jahren durch Gastarbeitende. Das Rosensteinviertel (Neubauquartier) ist ein
                        geplantes Stadtviertel in Stuttgart nördlich vom Stuttgarter Hauptbahnhof. Aktuell befinden sich
                        dort zum Teil Gleisanlagen, welche im Zuge des Bauprojekts Stuttgart 21 rückgebaut werden.</p>
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                    <p>&bullet; CASE STUDY NORDBAHNHOF</p>
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                    <p>Die Simulation machte folgende Schritte notwendig, die analog auf weitere Gebiete übertragen
                        werden können.</p>
                    <p>1. Erstellung der 3D-Stadtmodelle (Vorbereitung und Erweiterung der vorhandenen Daten)</p>
                    <p>2. Überprüfung der 3D-Modelle auf Fehler mit CityDoctor (CityDoctor 2022) und sofern notwendig
                        Reparatur</p>
                    <p>3. Integration der Baujahre und Gebäudefunktion in die Dateien</p>
                    <p>4. Durchführung von SimStadt:</p>
                    <p>a. Solar potential analysis: Solarpotenzialanalyse mit Verschattung</p>
                    <p>b. Photovoltaic potential analysis: Photovoltailanalyse mit Verschattung</p>
                    <p>c. Heat demand analysis: Analyse des Wärmebedarfs</p>
                    <p>d. Heat demand analysis, after Refurbishment: Analyse des Wärmebedarfs nach energetischer
                        Sanierung</p>
                    <p>e. District heating network analysis: Analyse des Fernwärmenetzes</p>
                    <p>5. Überprüfung der Ergebnisse auf Plausibilität</p>
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                    <p>&bullet; DREIDIMENSIONALE GRUNDLAGEN</p>
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                    <p>3D-Gebäudemodelle werden in Deutschland auf Beschluss der Arbeitsgemeinschaft der
                        Vermessungsverwaltungen flächendeckend und bundesweit auf Basis des Liegenschaftskatasters durch
                        die jeweilige Landesvermessung geführt. Das 3D-Modell für Stuttgart-Nord wurde vom Bundesamt für
                        Kartographie und Geodäsie zur Ver-fügung gestellt. Die Baujahre der Gebäude waren im Datensatz
                        nicht vorhanden. Daher wurde ein Python-Skript entwickelt, um die Baujahre in die CityGML
                        integrieren zu können. Das 3D-Modell für das Rosensteinviertel wurde in SketchUp erstellt und
                        als CityGML exportiert. Wichtig war es hierbei, dass die Geometrien der Gebäudemodelle
                        geschlossen waren, sodass zum Beispiel Volumen berechnet werden konnten.</p>
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                    <p>Im Nordbahnhofviertel wurden ca. 600 Gebäude betrachtet. Ungefähr die Hälfte davon waren
                        Wohngebäude, der Rest bestand aus Büros, Hallen, Geschäften und Schulen. Das betrachtete Gebiet
                        erstreckte sich auf einer Fläche von 130 Hektar mit ca. 10.000 Einwohner:innen. Die Gebäude
                        verfügten über eine Gesamtheizfläche von ungefähr 1.000.000 m², wobei die durchschnittliche
                        Gebäudehöhe 15 m über fünf Stockwerke betrug. Die Baujahre lagen zwischen 1850 und 2010, rund 25
                        % der Gebäude wurden in der Nachkriegszeit erbaut.</p>
                    <p>Im Rosensteinviertel wurden ca. 100 Gebäude betrachtet. Das Gebiet umfasste eine Fläche von 25
                        Hektar sowie eine Gesamtheizfläche von 570.000 m². Die durchschnittliche Gebäudehöhe betrug 20 m
                        über 7 Stockwerke. Die Gebäude sollen nach Abschluss des Projekts Stuttgart 21 errichtet werden.
                    </p>
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                    <p>&bullet; STROMBEDARF UND PHOTOVOLTAIKPOTENZIAL</p>
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                    <p>Der Haushaltsstrombedarf für das Nordbahnhofviertel wurde mithilfe von SimStadt auf ca. 18.700
                        MWh/a geschätzt. Es lagen keine gemessenen Daten zum Strombedarf für Nichtwohngebäude vor. Das
                        Gebiet hatte eine gesamte Dachfläche von 197.500 m² mit einer potenziellen
                        Photovoltaiknennleistung von 6,8 MWp. Diese Anlagen könnten einen jährlichen Ertrag von ca.
                        7.600 MWh/a erbringen, was ungefähr 40 % des Haushaltsstrombedarfs decken würde (bei
                        bilanzieller Jahresbetrachtung).</p>
                    <p>Der Haushaltsstrombedarf für das Rosensteinviertel wurde mithilfe von SimStadt auf ca. 23.000
                        MWh/a geschätzt. Das Gebiet hatte eine gesamte Dachfläche von 90.000 m², mit einer potenziellen
                        Photovoltaiknennleistung von 4,9 MWp. Diese Anlagen könnten einen jährlichen Ertrag von ca.
                        5.500 MWh/a erbringen, was ungefähr 25 % des Haushaltsstrombedarfs decken würde. Dieser Wert lag
                        niedriger als im Nordbahnhofviertel, da die Gebäude im Rosensteinviertel höher waren und jede
                        Wohnung relativ betrachtet weniger Dachfläche zur Verfügung hatte. Um den Autarkiegrad weiter zu
                        erhöhen, könnten Photovoltaikmodule mit höherem Wirkungsgrad ausgewählt werden, die Module
                        könnten dichter aneinander oder auch an Fassaden installiert werden. Zusätzlich wurde die
                        Verschattung betrachtet, um Dachflächen mit geeigneter Einstrahlung (in diesem Fall über 1.100
                        kWh/(m²a)) auswählen zu können. Dabei wurde die Dachorientierung (Azimut und Neigung)
                        berücksichtigt.</p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Insight1.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
                </div>
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                    <p>Die berechnete Einstrahlung für das Rosensteinquartier wurde ebenfalls für den folgenden Beitrag
                        »Landwirtschaft in der Stadt« verwendet. Durch die Simulation konnten für jede Dachfläche die
                        nutzbaren Sonnenstunden inklusive Verschattung berechnet werden. Mithilfe dieser Information
                        können beispielsweise geeignete Pflanzenarten oder -standorte auf den vorhandenen Dachflächen
                        gewählt werden.</p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Insight2.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
                </div>
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                    <p>&bullet; WÄRMEBEDARF UND VOLLSANIERUNG</p>
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                    <p>Die 600 Bestandsgebäude im Nordbahnhofviertel hatten zum Zeitpunkt der Berechnung einen gesamten
                        Wärmebedarf von 91.600 MWh/a (inklusive Warmwasserbereitung). Nach einer Vollsanierung auf den
                        Standard der EnEV 2016 würde der Bedarf um 35 % auf 59.300 MWh/a sinken.</p>
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                    <p>&bullet; AUSBLICK</p>
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                    <p>Die vorliegenden Forschungsergebnisse belegen, dass es auch auf Basis der wenigen im Regelfall
                        verfügbaren Eingangsdaten möglich ist, belastbare Resultate hinsichtlich der Wärmebedarfe und
                        Versorgungsoptionen eines Quartiers zu generieren. Damit können Überlegungen und Entscheidungen
                        zu konkreten Versorgungsoptionen oder Sanierungsmaßnahmen bereits in frühen strategischen
                        Planungsphasen anhand einer belastbaren Datenbasis herbeigeführt werden. Auf diese Weise lässt
                        sich der gesamte Planungsprozess transparenter und effizienter gestalten. Eine zusätzlich
                        notwendige Detailauslegung der verschiedenen Komponenten kann zielgerichteter vorgenommen
                        werden.</p>
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                <div class="col-sm-6 p-6 ">
                    <h5>Landwirtschaft in der Stadt</h5>
                    <p>Keyu Bao</p>

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                    <p>Das Thema Landwirtschaft in der Stadt greift tatsächlich weiter zurück, als der derzeitige Trend
                        vermuten lässt. Wo während der Urbanisierung und später dem Ersten und Zweiten Weltkrieg Klein-
                        und Gemeinschaftsgärten vor drohendem Hunger und Elend bewahren sollten, liegen die Bedürfnisse
                        heute meist eher im sozialen Kontakt und sozialer Inklusion (Casazza/Gallo/Sala 2016). Die
                        positiven Aspekte sind mannigfaltig, denn es lassen sich viele weitere ökologische und soziale
                        Effekte verzeichnen.</p>
                    <p>Urbanes Grün erhöht die Lebensqualität in Städten und fördert damit auch das mentale und
                        physische Wohlbefinden der Menschen. Es mindert den Hitzeinseleffekt in Städten, verbessert die
                        Luftqualität und reduziert sogar Lärmverschmutzung (Proksch 2011). Gerade in Städten, deren
                        Ernährungssystem auf den Import von extern produzierten Lebensmitteln abhängt, hat die lokale
                        landwirtschaftliche Produktion großes Pozential. Lange Transportwege, Lagerzeiten und
                        Verpackungen entfallen (Casazza/Gallo/Sala 2016), wodurch Energie und Emissionen eingespart
                        werden. Die Versorgungssicherheit steigt – was nicht erst die infrastrukturellen Engpässe in der
                        COVID 19 Pandemie auch in entwickelten Ländern wieder zu einem relevanten Thema gemacht haben.
                        Nicht zuletzt schafft das gemeinsame Gärtnern ökologisches Bewusstsein und wirkt
                        gemeinschaftsbildend und positiv auf den sozialen Zusammenhalt (Pryor/Wang 2016; Proksch 2011).
                    </p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Insight3.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <p>Genutzt werden dazu meist bereits existierende Brachflächen als Orte des kollektiven Lernens und
                        Gemeinschaffens. Vor allem Dachflächen verbinden dabei die positiven Effekte urbaner
                        Landwirtschaft und Dachbegrünung (Pryor/Wang 2019; Proksch 2011). So kann intensive
                        Dachbegrünung, wie sie eine produktive Nutzung bedingt, Abhilfe bei Starkregenereignissen
                        schaffen, indem das Wasser im Substrat länger gespeichert und erst nach und nach in die
                        Kanalisation abgegeben wird. Im Vergleich zu konventioneller Dachbedeckung bietet produktive
                        Dachbegrünung wesentlich mehr Vorzüge und sollte aufgrund administrativer und statischer
                        Voraussetzung bereits in der Planung neuer Gebäude berücksichtigt werden (Proksch 2011). Doch
                        welche Art Dachfläche eignet sich für eine solche landwirtschaftliche Nutzung? Benötigt der
                        Gemüseanbau in der Höhe zusätzliche Bewässerung? Und kann der Bedarf an Lebensmitteln über
                        Dachfarmen überhaupt gedeckt werden?</p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Grafik6.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <p>&bullet; IST DACHFLÄCHE GLEICH DACHFLÄCHE?</p>
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                    <p>Nicht alle Dachflächen eignen sich für urbane Landwirtschaft. Um nutzbare Dachflächen zu
                        lokalisieren, werden Informationen zu Dachneigungswinkel, Angaben zur Größe der Dachflächen
                        sowie Daten zur Gebäudegeometrie benötigt. Im Rahmen des Projekts wurden CityGML-Daten für das
                        neu entstehende Rosensteinviertel verwendet, um 3D-Gebäudeobjekte in Bezug auf ihre Geometrie,
                        Topologie und Ausgestaltung beurteilen zu können. Als geeignete Dachflächen wurden dabei Dächer
                        mit einem Neigungswinkel von unter 10° gewählt. Da alle Gebäude im Rosensteinviertel neu gebaut
                        werden und somit den neuesten Energieeffizienzstandards entsprechen, wurde für die Berechnungen
                        angenommen, dass die Dächer intensiv begrünt und mit PV-Anlagen ausgestattet werden. </p>
                    <p>SimStadt ist ein Simulationsprogramm für urbane Systeme, das an der HFT Stuttgart entwickelt
                        wurde. Für reale städtebauliche Situationen oder Planungen können Energieanalysen von einzelnen
                        Gebäuden, Stadtteilen, Städten und Regionen durchgeführt werden. Die Anwendungsszenarien reichen
                        von hochauflösenden Simulationen des Wärmebedarfs von Gebäuden, über Potenzialstudien für
                        Photovoltaik bis hin zur Simulation regenerativer Energieversorgungsszenarien für
                        Gebäudesanierungen. Damit ist SimStadt in der Lage, Architekten, Ingenieurbüros, Stadtplanenden
                        und Kommunen bei integrierten Planungsprozessen und bei der Definition von Maßnahmen zur
                        nachhaltigen (Um-)Gestaltung von Gebäuden und Quartieren maßgeblich zu begleiten (HFT Stuttgart
                        2021).</p>
                    <p>Die wichtigste geografische Eingabe für SimStadt sind die zuvor vorgestellten CityGML
                        3D-Gebäudemodelle. Dafür wird für die Berechnung des Rosensteinviertels ein 3D-Gebäudemodell im
                        LoD1 CityGML-Format auf Grundlage des Planungsstands 2019 von ASP Architekten erstellt. In einem
                        gemeinsamen Analyseschritt, dem sog. »Geometric Preprocessor« wird die vollständige Geometrie
                        des Modells analysiert und die Dachfläche, die Ausrichtung und der Dachneigungswinkel angegeben.
                        Die Information zu Dachfläche und -winkel ist entscheidend für die Ermittlung der für die
                        Bewirtschaftung geeig-neten Dachflächen. Basierend auf diesem Datenmodell wurde eine nutzbare
                        Gesamtdachfläche von 76.821 m² für das Rosensteinviertel ermittelt. </p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Grafik7.png" style=" width: 80%;
                    margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <p>Da die Gebäude wie anfangs beschrieben mit Photovoltaik ausgestattet sein sollen, wurde für die
                        weitere Berechnung ein Flächenverbrauch von 20% für technische Gebäudeausrüstung und 50% für
                        PV-Anlagen angenommen, sodass ein Anteil von ca. 30 % (23.046 m²) für urbane Landwirtschaft
                        genutzt werden kann.</p>
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                    <p>&bullet; HAT URBANE LANDWIRTSCHAFT POTENZIAL IM ROSENSTEINVIERTEL</p>
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                    <p>Welche Menge an Lebensmitteln kann direkt in Stuttgart lokal vor Ort produziert werden? Wie hoch
                        ist der Wasserbedarf? Um diese Fragen zu beantworten, wurde der Ernteertrag sowie der
                        Wasserbedarf für vier typische Kulturpflanzen simuliert. Dazu wurde das Pflanzenwachstumsmodell
                        AquaCrop verwendet, welches von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten
                        Nationen (FAO) entwickelt wurde. AquaCrop simuliert den Ertrag eines Pflanzentyps in Bezug auf
                        Niederschlagsmengen, Bewässerung sowie Bodenbeschaffenheit (FAO 2022). Die Szenarien mit und
                        ohne Bewässerung wurden auf sogenannten schluffigen (die Korngröße der Teilchen liegt zwischen
                        Sand und Ton) Böden und unter Stuttgarter Klima simuliert.</p>
                    <p>Grundsätzlich sind sowohl zentrale als auch dezentrale Bewässerungssysteme denkbar, die auf
                        Dächern oder in Gärten installiert werden können. Ein Bewässerungssystem kann im Stadtviertel
                        erfolgreich genutzt werden, wenn das Regenwasser auf Dächern gesammelt wird, der Wassertank groß
                        genug ist und mehrere Pumpen für das Bewässerungssystem vorhanden sind.</p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Insight4.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Grafik9.png" style=" width: 80%;
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                    <p>Die erste Tabelle zeigt für verschiedene Kulturpflanzen den Ertrag in Abhängigkeit von
                        Niederschlag und Wasserbedarf in einer Pflanzperiode. Dabei wurden unterschiedliche Parameter
                        wie zum Beispiel Verdunstung, Versickerung und Wasserzufuhr durch Bewässerungssysteme in die
                        Simulation miteinbezogen. In der Berechnung wird angenommen, dass im Falle einer künstlichen
                        Bewässerung der Wassergehalt des Bodens auf 90% Bodenfeuchtigkeit gehalten wird.</p>
                    <p>Die Simulationsergebnisse zeigen, dass bei Kartoffeln der Boden während der gesamten
                        Wachstumsperiode feucht bleibt. Alle Werte der Szenarien »ohne Bewässerung« und »mit
                        Bewässerung« sind hier identisch, da Kartoffeln einen geringen Wasserbedarf haben und daher
                        keine zusätzliche Bewässerung benötigen. Für Karotten sind nasse Böden nicht ideal, wodurch der
                        Ertrag geringer ausfällt (– 41 %). Bei Tomate und Salat steigert sich der Ertrag hingegen um bis
                        zu 9 %. Die Ergebnisse machen deutlich, dass der Niederschlag im Stuttgarter Klima den
                        Wasserbedarf der Pflanzen vollständig decken kann. Eine zusätzliche Bewässerung kann den Ertrag
                        nur bei Tomaten und Salat geringfügig steigern. Wendet man diese Werte auf die angenommene
                        nutzbare Dachfläche von 23.046 m² an und teilt diese Fläche gleichmäßig auf die vier Kulturarten
                        auf, können potenziell 6,9 Tonnen Kartoffeln, 7,5 Tonnen Tomaten und zusammen genommen 8,1
                        Tonnen Karotten und Salat pro Jahr im Rosensteinviertel lokal produziert werden.</p>
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                    <p>&bullet; MUSS ICH NOCH GEMÜSE KAUFEN?</p>
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                    <p>Ein Dachgarten ist eine attraktive Möglichkeit für die Bewohner:innen des Rosensteinviertels,
                        sich auf dem Dach zu treffen, sich sozial zu vernetzen sowie gemeinschaftlich und lokal Gemüse
                        anzubauen. Damit steigt der Selbstversorgungsgrad. </p>
                    <p>Am Beispiel des Rosensteinviertels wurde der Nahrungsmittelbedarf für Kartoffeln, Tomaten und
                        sonstige Gemüsesorten für ca. 5.800 zukünftige Bewohner:innen berechnet. Der
                        Pro-Kopf-Nahrungsmittelbedarf wird von der FAO (FAO 2022) angegeben. Die Simulationsergebnisse
                        zeigen, dass die lokale Lebensmittelproduktion auf den Dachflächen des Rosensteinviertels nicht
                        ausreichen würde, um den gesamten Lebensmittelbedarf in diesem dicht besiedelten Stadtteil zu
                        decken. Wird die verfügbare Dachfläche mit allen vier Kulturpflanzenarten gleichermaßen
                        bewirtschaftet, können die vor Ort produzierten Tomaten beispielsweise lediglich 9% des
                        vorhandenen Bedarfs der Anwohner:innen decken. Bei Kartoffeln und den anderen beiden
                        Gemüsesorten sind es sogar nur 2%.</p>
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Grafik8.png" style=" width: 80%;
                    margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <img src="Ch_Images/Kapitel4_Insight5.png" style=" width: 80%;
                        margin-left: 3em; margin-right: 3em; margin-bottom: 2em;" alt="Italian Trulli">
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                    <p>Auch wenn der Bedarf der Bewohner:innen im angenommenen Fall nur zu einem kleinen Teil gedeckt
                        werden kann, ist das dennoch kein Grund, die Idee der urbanen Landwirtschaft im Viertel gleich
                        komplett zu verwerfen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung und knapper werdenden
                        landwirtschaftlichen Flächen lohnt es sich, dem Experiment auf den Stadtdächern mit Substrat,
                        Bepflanzung und Gebäudestruktur eine Chance zur Optimierung zu geben. So könnte sich
                        beispielsweise durch eine synergetische Nutzung der Dachfläche für Photovoltaik und
                        Landwirtschaft der zur Produktion verfügbare Flächenanteil erheblich vergrößern. Darüber hinaus
                        profitieren die Bewohner:innen schließlich auch ohne absolute Versorgungssicherheit
                        gemeinschaftlich und ganz persönlich vom sozialen Kapital der Dachgärten (Pryor/Wang 2019; Grefe
                        2022).</p>
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